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30.11.2018 Kategorie: Posaunenwerk

„Here we are, Lord!“

Konzertreise des Bläserkreises nach Blackpool

Sonntag, 7. Oktober 2018, 19 Uhr. Hannover Flughafen. Acht Trompeten, ein Horn, fünf Posaunen, 14 Blechbläser, ein Landesposaunenwart, ein Landesobmann, sieben Liebste, fünf Schützlinge, elf Notenständer, viele viele Noten, Koffer mit Unmengen schwarzer Oberteile. Aufregung liegt in der Luft. Der Bläserkreis der Braunschweiger Landeskirche begibt sich auf Konzertreise in die Diözese Blackburn in Großbritannien und startet in eine musikalisch intensive, lustige und beeindruckende Woche ins britische Blackpool.

Blackpool ist ein magischer Ort. Der ehemals ehrwürdige Badeort an der irischen See ist bekannt für den Blackpool Tower, den Blackpool Pleasure Parc, - ein sich über die kilometerlange Promenade erstreckender Freizeitpark - , den 11km langen goldenen Strand, und vor allem die Blackpool Illuminations: Die magischen und Tag und Nacht in allen Farben und Helligkeitsstufen entlang der gesamten Promenade blinkenden Abermillionen Lichterketten. Die Übergänge zwischen Faszination und Entsetzen über eine derartige Anhäufung von Illuminationen, Fahrgeschäften, Clubs, und heruntergekommenen viktorianischen Prachtbauten sind fließend. Der Beobachter scheint eingetaucht in einen exorbitanten Freizeitpark einer irrwitzigen Parallelwelt vergangener Zeit. Im Laufe der nächsten fünf Tage musizierten wir jeden Tag und durften dabei in wunderschönen kleinen und größeren anglikanischen Kirchen Konzerte spielen sowie in den Fußgängerzonen unserer Reiseetappen die Passanten mit unseren Klängen erfreuen. Wir waren Gäste in der St. Pauls Church in Low Moor Clitheroe, in der All Saints in Anchorsholme bei Blackpool, in der Blackburn Catherdral sowie in der Lancaster Priory. Fürsorglich begleitet wurden wir dabei von Andy Froud, der Vikar in Clitheroe ist. Kulinarisch versorgt wurden wir durchgehend von Menschen aus den Partnergemeinden. Ein schönes Abendessen durften wir in der pittoresken Kleinstadt Clitheroe vor unserem ersten Konzert erleben. In vielen anglikanischen Kirchen scheint es selbstverständlich, dass im hinteren Teil der Kirche getafelt wird. So konnten wir indisches Curry genießen, das direkt aus heißen Töpfen serviert wurde. Mit am Tisch saßen verschiedene Pastorinnen und Pastoren aus den umliegenden Gemeinden, die gekommen waren, um uns kennen zu lernen. Ein weiteres Highlight war der Ausflug nach Blackburn. Beim Musizieren in der Fußgängerzone wurden wir von der ortsansässigen Presse entdeckt, vor deren Hauptgebäude wir uns unwissend positioniert hatten. Kurz nach den ersten gespielten Tönen waren Reporter und Fotograf vor Ort, Jens Paret als uns begleitender Landesobmann und Dolmetscher stand lange und Vielen Rede und Antwort. Keine zwei Stunden später stand der Bericht zu unserem Auftritt samt Live-Aufnahme mit Bild online auf der regionalen Zeitungshomepage. Die Zeitung schien von unserer Musik begeistert, sie vermittelten uns quite easily an den ebenfalls im Ort ansässigen regionalen Sender von BBC Lancaster, die um ein Radiokonzert in der Cathedral sowie ein Live-Interview mit Jens baten. Diesem Wunsch kamen wir natürlich gerne nach. Zwar konnten die Aufnahmen aufgrund des enormen Halls letztendlich nicht ausgestrahlt werden, aber dem Interview mit unserem Landesobmann konnten die im Braunschweiger Land verbliebenen Familienangehörigen live lauschen. Zu den besonderen Momenten der Reise zählen weiter der Besuch des schönen Universitätsstädtchens Lancaster und des örtlichen Castles. Anschließend durften wir in der Lancaster Priory Church mit ihrer fantastischer Akustik für uns eine Stunde unsere Stücke musizieren. Bei britischem Dauer-Niesel-Regen spielten wir noch ein Konzert auf dem Rathausplatz und beglückten dabei eine zu Tränen gerührte Frau, die diesen kurzen musikalischen Moment als den Schönsten ihres Tages bezeichnete. Derartige Bekundungen spiegelten die auch für uns tolle Zeit in England wider. Nachdem der letzte Abend mit Fish&Chips und einem ausgiebigen Spaziergang entlang der kilometerlangen Iluminationen ausklang, nutzen wir unseren Abreisetag in Blackpool, um ein letztes Konzert in der Fußgängerzone zu spielen. Dies war eine besonders mutige Entscheidung, denn wir kämpften gegen den starken Wind der irischen See, der direkt von der Promenade in die Seitenstraßen blies. So blieb es nicht aus, dass etliche Notenständer, viele Noten und auch der ein oder andere Posaunenkoffer immer mal wieder vom Wind davon getragen wurden. Das Musizieren in Blackpools Straßen war ein für uns schöner und passender musikalischer Abschluss für die verrückte, musikalisch intensive, lustige und tolle Zeit in Blackpool. „Sich mit Musik selbst beglücken“ hat in England für den Bläserkreis eine neue Bedeutung bekommen: Wir hatten während der Woche neben tollen Konzerterlebnissen immer wieder Zeit nur für uns, in der wir unsere Stücke in akustisch tollen Kirchen spielen konnten und die uns bereits vertrauten Klänge so auf besondere Art ohne Konzertaufregung genießen konnten. Was uns zunächst komisch erschien – vor leeren Kirchenreihen zu spielen, und dabei nicht zu proben, sondern wirklich zu konzertieren – entwickelte sich im Laufe der Fahrt als ein besonderer Schatz, der auch die uns begleitenden Mitreisenden immer wieder neu erfreute. Wir sind dadurch als Gruppe aber auch als Musiker viel näher zusammengewachsen und freuen uns sehr auf die uns nun wieder in Braunschweig erwartende gemeinsame Probenzeit und die nächsten Konzerte. Fotos von Siegfried Stier, Braunschweig

Fotos: Siegfried Stier, Braunschweig

Beitrag von Leonie Kissler

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