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08.06.2016 Kategorie: Posaunenwerk

Alles passt: Die Stimmung, das Wetter, die Kulisse

Vom Deutschen Evangelischen Posaunentag in Dresden

Es ist Freitag, kurz nach neun Uhr morgens. Auf gehts nach Dresden. Schon am Bahnhof können wir uns an das Bläsergetümmel gewöhnen. Viele Posaunenchöre aus dem Braunschweigischen nutzen den gleichen Zug. Kurz vor der Abfahrt vergleichen wir noch unsere „Notfallausrüstung“ – alles mit für Sonne, Wind und Regen? Ebenso gibts die neuesten Infos übers Wetter. Die Wetterdienste sind sich nicht einig. Auf den nächsten Bahnhöfen kommen erst die Bläser aus Sachsen-Anhalt und später die aus Sachsen dazu. Wir freuen uns. Irgendwo hinter uns gibt ein Posaunenchor ein kurzes Spontankonzert – „Über den Wolken muss die Freiheit wohl grenzenlos sein.“ Ich möchte ergänzen: Auf der Schiene auch. Wir sind unterwegs zu einem Treffen, das vor etwa einer Generation wegen der damals vorhandenen Grenzen so nicht hätte stattfinden können. Wir kommen gut durch und finden auch unser Hotel schnell. Es liegt direkt an der Kreuzkirche und wir werden unser Zimmer im Laufe dieses Wochenendes deshalb noch als Instrumentenaufbewahrung anbieten. Auch in der Hotellobby geht es schon „braunschweigisch“ zu. Großes Hallo. Dann ab zum Italiener um die Ecke. Auch dort: An vielen Tischen sitzen Menschen mit Posaunenchor-T-Shirts. Ich überlege, der Fa. Panini ein neues Sammelthema vorzuschlagen; so bunt ist die Auswahl. Unterbrochen werde ich recht rüde durch einen einsetzenden Regenguss. Zum ersten Mal an diesem Wochenende werde ich nass und kann damit schon ein wenig für die Eröffnungsveranstaltung üben – das weiß ich aber da noch nicht. Um 17 Uhr findet die Eröffnungsveranstaltung parallel auf dem Alt- und dem Neumarkt an der Frauenkirche statt. Unser LPW sitzt auf der überdachten Bühne am Neumarkt; wir wurden auf dem Altmarkt eingeteilt. Die beiden „Marktchöre“ zu koordinieren klappt besser als die einzelnen Bläser in den Chören. Meistens dauert es mehrere Takte bis der letzte gemerkt hat, dass schon vom Dirigenten abgebrochen wurde. Das liegt vor allem an der schlechter werdenden Sicht. Viele spannen ihre Schirme auf, weil der Regen wiedereingesetzt hat. Bald kommt die Sonne wieder raus, verschwindet aber bald darauf wieder hinter einer regenreichen Wolke. Ein insgesamt sehr nasser, aber auch sehr fröhlicher Auftakt, denn wieder entdecken wir alte Bekannte. Unser „alter“ Obmann Tobias Pfeifer winkt uns wild winkend quer über den Platz zu. Die im Anschluss stattfindenden Eröffnungskonzerte schwänzen wir, um uns mit anderen Bläsern zu treffen und wieder neue alte Bekannte zuentdecken. Das Nachtkonzert der „Blassportgruppe“ nehmen wir aber wieder mit. Samstagmorgen müssen wir proben: Sowohl die Anfahrt zum Stadion als auch die Stücke für die Serenade und den Gottesdienst. Die Regenjacke kann im Koffer bleiben; ab jetzt brauchen wir die Sonnencreme. Wir sitzen auf dem Spielfeld und braten zusammen mit unserem Obmann fröhlich vor uns hin. Später wollen wir mit den Wicherern gegenüber tauschen, um auch auf der anderen Seite „gut durch“ zu sein. Nicht alles klappt reibungslos. Wieder haben einige, insbesondere auf den Rängen, Probleme, das Dirigat abzunehmen. Mit Engelsgeduld versuchen die LPWs ihre Schäfchen in geordnete Bahnen zu lenken. Ein wenig feixend nehmen wir zur Kenntnis, wie die LPW einzeln „ihre“ Teile der Stafettenkomposition mit dem ganzen Rund proben müssen. Vorher scheint der Respekt, hinterher die Erleichterung und der Spaß groß zu sein. Am Nachmittag verschlägt es einzelne zu den Ständen der Werke, die dieses Mal leider weit entfernt voneinander sind. Andere verabreden sich wieder mit Menschen, die sie lange nicht gesehen haben. Einige müssen dann zur Stafettenkomposition. Wir schaffen es gerade noch zu Beginn auf den Altmarkt, wo alle sechs Routen gleichzeitig gestartet werden. Rein rechnerisch müssen alle nach 21 Minuten zurückgelaufen kommen. Allerdings gibt es mindestens auf einer Route Probleme mit der Koordination eines gleichzeitig stattfindenden Sängerkonzertes, so dass es keine Punktlandung wird. Wir bleiben noch zur Vesper mit dem Kreuzchor. Auch wenn die Akustik unter der elektronischen Verstärkung leidet, ist es wunderbar. Die Herzen fliegen dem Leiter des Kreuzchores zu, als er versehentlich zu früh, vor Ende des Vorspiels, den Einsatz für das gemeinsame „Ich singe dir mit Herz und Mund“ gibt. Er dreht sich zu uns und lächelt. Mehrstimmig singen wir dann doch noch einige Strophen. Mittendrin statt nur dabei! Abends starten die Konzerte der Auswahlchöre. Auch unser Bläserkreis spielt vor ausverkauftem Haus und ist so gut im Zeitmanagement, dass es alle noch rechtzeitig zur Serenade ans Königsufer schaffen. Wir sitzen zusammen mit den anderen 17.500 am anderen Elbufer mit Blick auf die Brühlschen Terrassen, Frauenkirche und Semperoper. Uns gegenüber ca. 200 junge Leute aus den Jugendposaunenchören. Anerkennend nehmen wir zur Kenntnis, was wir von dort musikalisch geboten bekommen. Sehr ausgeschlafen! Während die Sonne sinkt und es Nacht wird, singen und spielen wir uns Musik unterschiedlichster Stilrichtungen zu. Alles passt: Die Stimmung, das Wetter, die Kulisse. Bei dem einen oder anderen Teil setze ich mein Instrument ab, um zu genießen. Das ganze Terrassenufer und die beiden Brücken sind voller Menschen, die uns zuhören - wohl um die 5000 oder vielleicht noch mehr? Auf dem Nachhauseweg sehen wir einen scheinbar obdachlosen Mann, der es sich mit einer Flasche auf einer der Brücken gemütlich gemacht hat. Auch er hat sich das ganze Konzert angehört. Ich bin angerührt, wie es uns mit unserer Musik gelingt, Menschen zu berühren. Am nächsten Tag treffe ich mehrere Menschen, die „nix mit Kirche am Hut“ haben, aber mich als Bläser erkennen und mir sagen, wie wundervoll die Serenade oder ein anderer Auftritt war. Im Stadion erfahre ich, dass einige ebensolche Erfahrungen gemacht haben. Beim Gottesdienst meint es die Sonne wieder sehr gut. Es ruckelt wieder ein wenig – aber das haben wir ja schon geübt. Um halb zwei ist alles vorbei. Wir sehn uns nächstes Jahr in Wittenberg! [Fotos]

Beitrag von C. Mannstein

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