Einen Konzertgenuss der besonderen Art erlebten die zahlreich erschienenen Zuhörer in der Andreaskirche zu Seesen am ersten Tag des 33. Landesposaunentags. Neben dem Bläserkreis unter der Leitung von Landesposaunenwart Siegfried Markowis musizierten auch Propsteikantor Andreas Pasemann (Seesen) an der Orgel sowie Kantor und Komponist Traugott Fünfgeld (Offenburg) am Steinway-Flügel.
Gekonnt präsentierten die Musizierenden dabei eine sowohl stilistische als auch instrumentale Vielfalt. Die Bach-Motette "Fürchte dich nicht", von Bläsern und Orgel dargeboten, verlangte den Musizierenden teilweise hörbar grenzwertige Leistungen ab, konnte schließlich aber auch durch die hervorragend an die Akustik des Kirchenraumes angepasste Spielweise überzeugen. Nach dem anspruchsvollen Einstieg folgte eine Psalmvertonung von Louis Lewandowski, wiederum für Bläser und Orgel. Beide konnten nun zu Hochform auflaufen und präsentierten dabei ihre kammermusikalischen Fähigkeiten. Bei "Vier biblische Szenen" – von Fünfgeld komponiert und von den Bläsern interpretiert – ließ Markowis seine Bläser dann die volle dynamische Bandbreite abrufen, ohne jedoch die Musik aus den Augen zu verlieren. Fein ziselierte leise Passagen standen mauerbrechend lautstarken Takten gegenüber und ließen erahnen, welchen Probenaufwand die Detailverliebtheit des Dirigenten im Vorfeld zur Folge hatte.
Routiniert und kurzweilig, aber dennoch inhaltlich gehaltvoll, führte Landesobmann Jens Paret die Zuhörer durch das Konzert und kündigte als nächstes eine Kampfmusik an: Mit der Pavane "La Battaglia" für Rahmentrommel und Blechbläser wurde in eindrucksvoller, rhythmisch kraftvoller Weise auf die kriegerischen Zeiten in der Geschichte Seesens verwiesen.
Höhepunkt des Konzertes war aber sicher die "Fanfare für Blechbläser und Flügel", die Fünfgeld extra für diesen Anlass komponiert hatte. Durch die enge Verbindung von Seesen und der Firma Steinway & Sons sowie das Motto des Landesposaunentages "Vielfalt Leben" inspiriert, hat Fünfgeld so eine Musik geschaffen, die die zahlreichen Facetten auch des Bläserlebens im Posaunenchor widerspiegelt – wie er selbst in einigen einleitenden Worten dem interessierten Publikum ansprechend darlegte. Erstaunlich ausbalanciert, leicht und nuanciert klang dann das Zusammenspiel von Bläsern und (nicht verstärktem) Flügel, der souverän von Fünfgeld bedient wurde. Das Werk zeichnet sich insbesondere durch eine angenehm zeitgenössische Tonsprache sowie interessante Rhythmen aus, die den gebannt lauschenden Zuhörer zeitweise abseits der gewohnten Taktpfade entführten.
Anschließend verließ der Bläserkreis selbst seine gewohnten Bahnen und präsentierte "I ain’t afraid" für 4 Sänger, Flügel, Schlagzeug und Bläsersatz. Nach anfänglichen Intonationsproblemen brachte das Ensemble einen Song zum Klingen, der von Toleranz zwischen den Religionen handelt. Am Ende konnte auch diese Darbietung überzeugen.
Schließlich endeten die Musiker mit "Allein Gott in der Höh sei Ehr" von Praetorius, dreichörig dargeboten von Orgel, Flügel und Bläsern gemeinsam. Stehende Ovationen samt Begeisterungsgetrampel auf den Holzemporen brachten eine Zugabe hervor, und so schlossen die Bläser schließlich in gewisser Weise, wie sie begonnen hatten: Mit Johann Sebastian Bachs Variante des zuvor gehörten Liedes.
Nachrichtenansicht
News
26.06.2015
Kategorie: Posaunenwerk