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23.03.2022 Kategorie: Wort

Verleih uns Frieden

Der Abschlusschoral bei der Posaunenchorprobe? Heute kein langes Überlegen: "Verleih uns Frieden gnädiglich“ – Frieden, wie wertvoll ist er doch und wie zerbrechlich?

Mit einem Mal herrscht Krieg in Europa. Die Menschen in der Ukraine erfahren fruchtbares Leid. Und auch hier in Deutschland sind die Auswirkungen des Krieges schon deutlich spürbar. In Braunschweig sind mittlerweile die ersten ukrainischen Flüchtlinge angekommen. Wir sehnen uns nach Frieden!

Viele Lieder kommen mir in diesen Tagen in den Sinn. Texte, die in anderen Zeiten, vor Jahrzehnten oder sogar Jahrhunderten geschrieben wurden. Alte Lieder, die heute für mich mit aktuellen Bildern, Ängsten und Sehnsüchten gefüllt werden. „Dona nobis pacem“, „Unfriede herrscht auf der Erde“, „Lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehen“, „Keinen Tag soll es geben“… unzählige Lieder, die diese alte Bitte um den Frieden in sich tragen – zu allen Zeiten, in allen Sprachen.

Seit es die Menschheit gibt, so erzählt schon die Schöpfungsgeschichte im Alten Testament, gibt es auch Lügen, Hass und Gewalt. Doch seit es die Menschheit gibt, gibt es auch Liebe, Versöhnung und Frieden. Von was lassen wir uns leiten?

„Verleih uns Frieden!“, bittet Martin Luther in seinem Lied 1529, dass auf einen Hymnus zurückgeht, der noch viel älter ist. Luther nimmt den alten Hymnus auf und formt ihn neu. Er ergänzt: „Herr Gott zu unseren Zeiten.“ Vielleicht ist das so mit dem Frieden. Das immer wieder neue Formen, neue Worte, neue Wege gefunden werden müssen, damit er in der neuen Situation gefunden werden kann.

Meine Oma erzählt noch heute von ihrer Flucht im Zweiten Weltkrieg. Erinnerungen, Wunden, die immer wieder neu aufreißen. Und wieder ist Krieg. Wieder sterben Unschuldige. Wieder müssen Menschen ihr Zuhause zurücklassen und sich von geliebten Familienmitgliedern verabschieden. Die Bilder vom Krieg schockieren uns und schnüren uns die Kehle zu.

Gott will uns in den finsteren Tagen des Lebens Hoffnung schenken. Er will in unsere Sprachlosigkeit hineinsprechen. Er will für uns „streiten“. Nicht mit dem Schwert, sondern mit Liebe und Gerechtigkeit und mit einer Hoffnung, die über dieses irdische Leid hinausreicht. Die Sehnsucht nach dem Frieden gehört zu den Grundfesten unseres Lebens. Ganz gleich in welcher Sprache. „Halleluja, Kyrie eleison, Herr Gott, erbarme dich!“, heißt es in der modernen Bearbeitung des Liedes Matthias Nagel. Hebräisch, Griechisch, Deutsch: Halleluja, Kyrie eleison, Herr Gott, erbarme dich!!!

Als Christen dürfen wir uns an der lebendigen Hoffnung festhalten, dass Gott uns in Jesus Christus seinen Frieden schenkt, der starker als alle Gewalt, ja machtvoller sogar, als der Tod ist: Der Gekreuzigte ist auferstanden. Die Liebe hat das letzte Wort. Mit unserer Musik können wir diese Hoffnung weitertragen und Zeichen des Friedens setzen.

Luther war ein großer Theologe. Er hat viele lange Predigten gehalten, ganze Bücher geschrieben. Doch sein Lied „Verleih uns Frieden“ erhält nur eine Strophe. Frieden! Den wollen wir uns erbitten. Da braucht es nicht viele Worte.

" Verleih uns Frieden gnädiglich, 
Herr Gott, zu unsern Zeiten. 
Es ist doch ja kein andrer nicht,
der für uns könnte streiten,
denn du, unser Gott, alleine.“ (EG 421)

Lasst uns als Posaunenwerk gemeinsam um diesen Frieden bitten. Vielleicht spielt ihr diesen Friedensruf beim Proben zuhause alleine, beim Gottesdienst mit dem ganzen Posaunenchor, oder nächstes Wochenende auf dem Hessenkopf.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Euch eine hoffnungsvolle und schöne Frühlingszeit und Gottes reichen Segen!

Ihre / Eure 

Pfarrerin Anne-Lisa Amoussou 
stellvertretende Landesobfrau

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