Am 5. September 1528 rief Johannes Bugenhagen in Braunschweig die Reformation aus ... und zeitgleich lernten ein paar Häuser weiter interessierte Burschen und Mädels das Spiel auf der Trompete und Posaune. "Wie durch Zufall entdeckte frühe Fotografien belegen, fand dies alles in unmittelbarer zeitlicher Nähe seinerzeit in Braunschweig statt", freut sich Bildungsreferent Ronald Schrötke über den historischen Fund. Dass die Instrumente auf den Abbildungen teilweise keine sehr große Ähnlichkeit mit den heutigen Instrumenten haben, irritiert ihn nicht: "Auch heute arbeiten wir noch hier und da mit so genannten Schlauchtrompeten, um im Falle eines Falles den Materialschaden möglichst gering zu halten." Weiterer Vorteil: Je nach Bauform und Fallwinkel springe das Instrument nach dem zu-Boden-fallen sogar wieder hoch und erspare damit dem Musiker unnötige körperliche Mühen.
Zu sehen sei auf den Bildern, die mit einer frühen Form der Lochkamera entstanden sein müssen und die in beeindruckender Qualität erhalten geblieben sind, wie ein Stadtpfeifer den Nachwuchs in die Geheimnisse der Zunft einweiht. "Gerade zur Zeit Bugenhagens war das in Braunschweig gängig: Man rief die umliegenden Schulen zu einem Fest zusammen und bot ihnen dann in verschiedenen Arbeitsgruppen - wir würden heute Workshops sagen - Einblicke in die verschiedenen Aspekte des kirchlichen Lebens."
Und dass die Kirchenmusik seit Luther gravierenden Veränderungen unterworfen wurde, dass sei ja allgemein bekannt, so Schrötke. So würde es ohne Luther und die Reformation unsere heutige Kirchenmusik mit Chören, Posaunenchören, aber auch hauptberuflichen Kirchenmusikern in dieser Form nicht geben. Auch keinen so bekannten Johann Sebastian Bach.
Da auf den Bildern auch eine weibliche Gehilfin zu sehen ist, schließt Schrötke nicht aus, dass die Fotografien absichtlich zurückgehalten wurden: "Die Zunft der Trompeter war ausschließlich Männern vorbehalten". Dies sollte sich erst rund 430 Jahre später langsam ändern.
Genau 489 Jahre nach diesem Ereignis fand in Braunschweig erneut ein Fest statt, ganz parallel aufgebaut. Unter dem Motto "Reformation bildet Zukunft" und mit dem Mittelpunkt auf dem Altstadtmarkt sowie rund 1.000 Kindern, die aus den Grundschulen des Stadtgebietes eingeladen wurden waren. In zwei Workshopreihen lernten die Schülerinnen und Schüler auch hier viel über die Reformation und alles, was damit zusammenhängt. Insgesamt 24 Schülerinnen und Schüler zum Beispiel lernten beim Workshop "Trompete und Posaune kann jeder lernen", der vom Posaunenwerk angeboten wurde, viel über die heutige Arbeit der Posaunenchöre sowie natürlich über die Instrumente Trompete und Posaune ... und wurden schließlich auch zum neuen Bläser-Anfängerkurs in die Weststadt eingeladen.
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06.09.2017
Kategorie: Posaunenwerk