Hildesheim, Braunschweig (epd). Landesbischof Dr. Christoph Meyns hat die Christen aufgerufen, sich für die Achtung der Menschenwürde, Versöhnung und gegen die Diskriminierung von Minderheiten zu engagieren. Menschen sollten einander nicht nach Herkunft oder Religion in Gruppen einteilen und die jeweils andere Gruppe abwerten, sagte Meyns am 15. Januar im Hildesheimer Dom. „Wir beten darum, dass Gott in uns die Berufung stärken möge, die uns über alle politischen, wirtschaftlichen, kulturellen, sozialen und konfessionelle Grenzen hinweg miteinander verbindet.“
Meyns erinnerte an den Holocaust, an die Massaker im 19. Jahrhundert an Indigenen in den USA und an die Kolonialgeschichte. Aus dem Ungeist der Diskriminierung seien nationalistische, sozialistische, völkische, sozialdarwinistische, rassistische und antisemitische Ideologien entstanden, sagte Meyns in einer ökumenischen Vesper anlässlich der Gebetswoche für die Einheit der Christen. Auf ihrer Grundlage seien Menschen unterdrückt, ausgebeutet und getötet worden. „Aktuell erleben wir, wie dieser Ungeist weniger als 2.000 km östlich von uns erneut seine zerstörerische Wirkung entfaltet.“
Auch Christen und seine eigene Kirche seien nicht gefeit vor diesem Ungeist, sagte Meyns. Zugleich warnte der Bischof davor, dass fast 80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Lehren aus dieser Zeit zu verblassen scheinen. Rechtspopulistische Parteien gewönnen immer mehr Stimmen. „Wo sie an die Regierung kommen, unterhöhlen sie den Rechtsstaat. Denn die Gleichheit vor dem Gesetz passt nicht zu einer Haltung, die Menschen in Gruppen einteilt.“ Deshalb bete er für den Geist der Liebe, „der Gutes tut, das Recht sucht und gegen Unterdrückung protestiert“.
In der Gebetswoche laden zwischen dem 18. und 25. Januar Kirchengemeinden weltweit zu Gottesdiensten ein. Meyns feierte gemeinsam mit dem katholischen Bischof von Hildesheim, Dr. Heiner Wilmer.
Bischöfe Meyns und Wilmer. Foto: Agentur Hübner